Karl-Henning Seemann: Graf Adolf IV. von Schauenburg
Das ehemalige Franziskanerkloster im Herzen der Altstadt, heute nur noch teilweise erhalten, ist der wichtigste Zeuge der Stadtgründung im 13. Jahrhundert. Graf Adolf IV. von Schauenburg (1205–1262) kämpfte ursprünglich als Ritter in mehreren Schlachten gegen den dänischen König Waldemar II. und eroberte die Grafschaft Holstein zurück, die sein Vater verloren hat. Später wandte er sich dem Glauben zu und stiftete der von ihm gegründeten Stadt Kiel das Kloster, in dem er selbst bis zu seinem Tod als Mönch lebte. Sein Grabstein mit gotischer Inschrift ist bis heute erhalten. Das Kloster wurde 1530 aufgehoben und erlebte seitdem eine wechselvolle Geschichte. Nach den Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde es notdürftig instandgesetzt. Erst in den 1990er Jahren fanden umfangreiche Restaurierungsarbeiten statt, um das älteste Gebäude der Stadt wieder mit Leben zu füllen. Im Auftrag der Bürgerstiftung und des Kieler Klostervereins gestaltete der Bildhauer Karl-Henning Seemann als „Denkstätte“ drei Skulpturen für die Außenanlage, von denen die größte an den Stadtgründer erinnert. Die Bronzeplastik verdichtet beide Attribute des Grafen – die frühere weltliche und die spätere geistliche Seite – zeitgleich in einer Figur: Während er die Ritterrüstung ablegt, streift er sich zugleich die schlichte Mönchskutte über.
Karl-Henning Seemann: Memorial für die Kieler Altstadt
Für das Kieler Kloster gestaltete Karl-Henning Seemann auch ein Mahnmal, das an die fast vollständige Zerstörung der Stadt während des Zweiten Weltkriegs erinnert und damit das dunkelste Kapitel 700 Jahre nach der Stadtgründung 1242 markiert. Es steht im Garten des Klosters auf der östlichen Seite unter hohen Bäumen. Wie auf einem Altar präsentiert der Künstler eine schwere und 120 cm breite Bronzeplatte mit einem Relief der zerstörten mittelalterlichen Stadtanlage. Am deutlichsten zu erkennen sind das doppelte Straßenkreuz rund um den Alten Markt sowie in der Mitte die Ruine der St. Nikolaikirche. Wie alle anderen Gebäude der Altstadt, ist auch sie schwer beschädigt. Am unteren Rand sind gesunkene Schiffe im Kieler Hafen zu sehen. Weil Grundriss und Gebäude in ihrer zerstörten Form dargestellt sind, entsteht ein fast abstrakter Eindruck, der das Ausmaß der Schäden umso deutlicher macht. Das aus den parallel verlaufenden Straßen der Altstadt gebildete Kreuz erinnert zudem als Symbol an die im Krieg zerstörte Klosterkirche und ihren Altar genau an der Stelle des heutigen Memorials.
Karl-Henning Seemann: Lebensbrunnen
Als drittes steht der Lebensbrunnen mit frei gestalteten, vegetativen Formen als Symbol für das Leben, die Fruchtbarkeit und die Hoffnung. Er steht, genau wie auch das Memorial, auf dem Platz der zerstörten Klosterkirche. Und so wie das Memorial an den ehemaligen Altar erinnert, hat der Brunnen Ähnlichkeit mit dem Taufbecken. Der streng geometrischen Reliefplatte des einen stehen hier die üppig und saftig quellenden Formen gegenüber. In seinen drei Plastiken für das Kloster vereint der Künstler die untrennbar zusammengehörigen Gegensätze von Tod und Leben, von Gründung und Zerstörung, von geistigem und weltlichem Leben.
Jörg Plickat: Schmerzensmann
Nach einer Ausstellung des Bildhauers Jörg Plickat in den Räumen des Klosters erwarb der Klosterverein die Skulptur Schmerzensmann, die neben dem Eingang zum einstigen Kreuzgang aufgestellt wird. Sie ist aus einem hellen, länglichen Granitblock geschlagen und abstrahiert die Gestalt des Gekreuzigten durch den Verzicht der Darstellung der gestreckten Arme und des Kreuzes. Die abgeknickten Beine und der herunterfallende Kopf verdeutlichen den Schmerz, unterstrichen durch die rohe Bearbeitung und die gekörnte Oberfläche.